KASSENDIALOGE

Gespräch 1 führten wir sodann maskiert und plexiglasgetrennt an einer schmalen Schaltertheke stehend. Die Blätter zur Hälfte unter der Trennscheibe hindurch erläuterte ich Frau Geyer die faktenschwere Präsentation. Ganz wie alten Wein in neuen Schläuchen - der Wein gereift, die Schläuche brandneu und total wasserdicht, die Fakten super belastbar neu untermauert.

Agenturleiterin Geyer äusserte sich zu jedem Punkt äusserst unverbindlich und neutral, mit einem trotz Maske sichtlich freundlichen Lächeln. Sie liess sich auf keinen Aspekt näher ein und legte sich in nichts fest. Sie werde alles dem Rechtsdient nach Olten weiterleiten, versicherte sie mir, denn sie selbst könne mir mangels Entscheidungskompetenz nichts zusichern. So ergab sich kein unmittelbarer Erfolg; doch stellte sich im Gesprächsverlauf heraus, dass Syna-Rechtsdienstmitarbeiterin M. Guhl pensionshalber abgetreten war - hochinteressant! Ihr Nachfolger Herr Popp sei nunmehr Leiter Rechtsdienst. Und auch Kassenleiter Bee arbeite nicht mehr da; den Job mache jetzt Kassenleiterin Mathys. Ich begann zu ahnen, dass die Personalwechsel eigentlich Gutes bedeuten sollten, oder konnten; ach was: mussten! Den Heimweg bei strahlend-glitzerndem Bilderbuchwinterwetter nahm ich frohgemut und beschwingt unter die Füsse. Es hatten sich interessante Perspektiven eröffnet; aber wie ich aus Erfahrung wusste, war da für Euphorie noch weit und breit kein Grund.

Gespräch 2 war genau total gleich ganz anders. Heimwärts wandernd, hatte mich allmählich der Durst übermannt. Beim Boxenstopp im regionalen Bahnhöfli bei einem Bier im Blick blätternd, erreichte mich ein Anruf von Frau Mathys von Kasse Syna. Jawohl, von Frau Mathys von Kasse Syna, Nachfolgerin von Herrn Bee als Kassenleiterin. Zu Gesprächsbeginn gewann ich den Eindruck, als hätte Frau Mathys wohlwollendes Verständnis für mein Anliegen. Ich meinte fast so etwas wie Empathie herauszuhören, als kurz von Pflichten und Unterlassungen von Kassen- und RAV-Mitarbeitenden die Rede war. Dann aber fand der Eindruck ein abruptes Ende: es sei leider trotz allem nichts gefunden worden, was an den Entscheidungen der Rechtsdienstmitarbeitenden M. Guhl nicht korrekt gewesen sei. Sie und Rechtsdienstleiter Popp zusammen mit Frau Geyer wären übereingekommen, dass Syna leider nichts mehr tun könne und es daher für mich besser sei, den Strafrechtsweg weiter zu verfolgen... 

Wenn im Gespräch mit einer Amtsperson das Wort leider fällt, dann ist es immer der Anfang vom Gesprächsende. Auf dem weiteren Heimweg war mein Frohmut entsprechend gedämpft, aber keineswegs total abhanden.

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